Um den Begriff 'Realismus'

Vorbereiet nach Langermannn 2002: 318-319

Erganzen Sie die Lucken mit den Wortern:
Realismus, kritisch, poetisch, sozialistisch burgerlich magisch realistisch
Schreiben Sie ohne Umlaute.
‚Realismus’ als Kunstbegriff beschreibt das Verhältnis der Kunst zum realen Leben. Die Kunst soll die Wirklichkeit nach dem Prinzip der Mimesis nachahmen.
In der Kunstgeschichte bedeutet ,’ eine Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa einsetzende neue Kunstauffassung, die sich gegen die historisierenden und idealisierenden Darstellungen des Klassizismus und der Romantik wandte.
Der französische Maler Gustave Courbet prägte 1855 den Begriff ‚Realismus’ als Stilphase innerhalb der europäischen Kunst des 19. Jahrhunderts, indem er auf der Pariser Weltausstellung über dem Pavillon mit seinen Werken die programmatischen Worte „Le realism G. Courbet“ anbrachte. Er propagierte in den 1860er Jahren eine Kunst, die sich aus sichtbaren Dingen zusammensetzen und nicht in der Vorstellung entstehen solle.
Das Ziel der Darstellung ist das Wahre, nicht das Wirkliche. Die Realität wird nicht bloß abgebildet, sondern gedeutet. Dazu bedient man sich der Typisierung, um das Wesentliche in der Realität überzeugend darzustellen.
Der Begriff ‚Realismus’ wurde in Bezug auf die russische, französische, deutsche und englische Literatur von Jules Champfleury durch seine Aufsatzsammlung mit dem Titel Le réalisme (1857) geprägt.
Als Bezeichnung für eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte werden zwei Begriffe verwendet: poetischer bzw. bürgerlicher Realismus.
Das Attribut ‚poetisch’ haben sich die Zeitgenossen selbst gegeben. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass ihre Texte trotz Realitätsnähe von Menschen geschaffene Kunstprodukte sind. Der Begriff des ‚ Realismus’ wurde von Otto Ludwig (1813 – 1865) auf den deutschen Realismus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts angewandt. Das literarische Werk soll die Wirklichkeit (vor allem die gesellschaftlichen Verhältnisse) nicht nur wahrheitsgetreu darstellen, sondern auch die Zusammenhänge und die die Welt regierenden Gesetze so einleuchtend darstellen, dass sie besser zu verstehen sind als die Realität selbst. ‚Poetisch’ umschreibt also den Unterschied zu ‚künstlerisch unverarbeitet’.
Der Zusatz ‚poetisch’ wurde auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen realistischen Kunstströmungen, vor allem des 20. Jahrhunderts ( Realismus, Neorealismus u.a.) beibehalten.
Der Realismus in Deutschland ist weniger kritisch und weniger ‚’ als z. B. in Frankreich oder England. Das Erbe der Klassik mit ihrer Suche nach Harmonie und Ideal machen ihn mehr beschönigend und idealistisch, es wird deswegen auch als ‚Idealrealismus’ bezeichnet.
In der Literatur bedeutet der Begriff auch einen Stilmerkmal, z.B. ‚kritischer’ bzw. ,sozialistischer’ Realismus. ‚’ beschreibt eine besondere Qualität, meist in Polemik, wenn dem Benutzer soziales Engagement der Kunst wichtig ist. Dieses Attribut steht für Sozialkritik, Auseinandersetzung mit neuen Entwicklungen, Vermeiden von Harmonisierungen in analytischen Gesellschaftsromanen, der im 19. Jahrhundert zuerst in Frankreich und England zu beobachten ist. In Deutschland verbindet man mit dieser Bezeichnung Werke von Thomas und Heinrich Mann. Ihre Kritik galt den bürgerlichen Emporkömmlingen der neuen Zeit im Gegensatz zu denen, die in der Tradition humanistischen Denkens standen.
Der Begriff ‚ Realismus’ betont die Bindung der Literatur an klassenspezifische Themen. Literatur beschäftigt sich vor allem mit Problemen des Bürgertums und beleuchtet die Zusammenhänge aus dem Blickpunkt dieser Klasse. Der Begriff ‚bürgerlicher Realismus’ trifft auch insofern zu, als die meisten Autoren aus bürgerlichen Verhältnissen kommen. Der Zusatz ‚bürgerlich’ weist auch auf den Unterschied zum Realismus hin, der die Wirklichkeit aus der Sicht der Arbeiterklasse im Sinne des Kommunismus deutet.