Rokoko, Pietismus, Empfindsamkeit

Der Hamburger Patrizier Friedrich von Hagedorn (1708-1754) gilt als der Wegbereiter der Anakreontik. Mit seinen Neuen Oden und Liedern (1742-52) versucht er, die anakreontische Haltung auf ein großbürgerliches Patriziat zu projizieren, allerdings mit wenig Erfolg, denn die Bürger sind den traditionellen Werten wie Pflicht und Arbeit allzu stark verpflichtet. Auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Versuch in Scherzhaften Liedern, 1744-58) und die um ihn gesammelten Dichter des Hallerschen Dichterkreises' propagieren die anakreontische Lebensfreude.
Salomon Geβner ist für seine Idyllen (1756) bekannt. Er übersetzte auch die antike Idylle Daphnis und Chloe des Griechen Longos.
In der Lyrik steht die Ode im Vordergrund. Der beruhmteste Odendichter ist F.G. Klopstock, seine pathetischen, enthusiastischen reimlosen Oden werden als 'Seelendichtung' bezeichnet. Oden hat auch Gellert gedichtet.
Der Hauptvertreter dieser Literatur ist Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803). Sein Lebenswerk ist das biblische Epos Messias. Ein Heldengedicht (1748 erste Fassung), das erste Epos seit der mittelalterlichen Heldenepik, in Hexametern geschrieben. In 20 Gesängen werden die Erlösung des sündigen Menschen und die Natur besungen, in der sich Göttliches ausdrückt.
In der Literatur dominieren dekorative, zierliche und heitere Elemente, gepriesen werden hedonistischer Lebensstil und subtile Erotik als graziöses Gesellschaftsspiel. Auch wenn die rationale Vernunft weiterhin als oberstes Prinzip anerkannt bleibt, bewegt sie sich auch in einem Spannungsfeld zwischen Rationalität und Irrationalität. Indem sie auch mit dem Irrationalen spielt, steht sie in einer gewissen Opposition zu den Prinzipien der Aufklärung.
Wesentliche Entwicklungsimpulse kamen aus Frankreich und England: "Sentimental Journey" von L. Sterne (1768), "Nachtgedanken uber Leben, Tod und Unsterblichkeit" (1745) von E. Young, Samuel Richardsons Briefromane "Pamela" und "Clarissa".
Die Erforschung und Befragung des eigenen Seelenlebens, ursprünglich mit der religiösen Wiedergeburt verbunden, setzte auch andere Kräfte frei. So entstand die sogenannte Erfahrungsseelenkunde, eine Vorläuferin der modernen Psychologie. Auch für die Entfaltung der bürgerlichen Autobiographie ist die ???? Selbstbefragungspraxis von großer Bedeutung. Die Bekenntnisschriften der Spener, Francke, Oetinger und des Herrnhuter Bischofs August Gottlieb Spangenberg, der in England und Amerika Brüdergemeinden gründete, wirkten direkt auf die deutschen autobiographischen Konfessionen des 18. Jahrhunderts: Johann Kaspar Lavaters «Geheimes Tagebuch. Von einem Beobachter seiner Selbst» , Johann Georg Hamann, «Gedanken über meinen Lebenslauf» oder Johann Heinrich Jung-Stilling, «Henrich Stillings Jugend» . Der erste bedeutende autobiographische Roman in Deutschland, Karl Philipp Moritz «Anton Reiser» steht in dieser Tradition.
Der Stil des ???? bestimmt Literatur, bildende Kunst und die Lebensformen etwa zwischen 1730-1770. Es ist auch eine Repräsentationskunst, die sich an aristokratischen Höfen entwickelt und erlesene Stilformen verwendet. Dennoch ist es keine Kunst der Könige, wie Barock, sondern nähert sich dem Geschmack des Groβbürgertums, bleibt aber Elitekunst.
Christoph Martin Wieland verfasste das kleine Versepos Musarion und das bekannte groβe Versepos Oberon (1780), das Motive aus 1001 Nacht, Elemente der französischen Ritterepik, und Shakespeares Sommernachtsraum verbindet.
Typisch fur die Theaterkunst sind 'weinerliche Lustspiele', die die bisher scharfe Trennung zwischen Komodie und Tragodie aufheben. Die bekanntesten unter ihnen sind Die Beschwester und Die zartlichen Schwestern von Christian Furchtegott Gellert.
Diese Literatur wurzelt im Pietismus. Das religiose Gefuhl, bewundernde Betrachtung jeder Naturerscheinung als Gottes Schopfung, Belauschen eigener Stimmungen, Konzentration auf eigenen Gefuhle sind beliebte Themen.
Auch die Lyrik, besonders die Lieddichtung wurde von ???? Vorbildern, von den gefühlvollen Kirchenliedern vor allem, beeinflußt; ein Beispiel ist Gerhard Tersteegens «Zuflucht der Seele unter die Flügel Jesu».
Motive und Formen der Literatur knüpfen einerseits noch stark an Barock an, andererseits gibt es neue Töne. Z.B. die anakreontischen Gedichte drücken eine Freude an und gegenüber Welt und Leben aus,. Ihre Themen "Liebe, Wein und Geselligkeit" stehen für heiteren Lebensgenuss, der dem barocken Zeitgefühl so nicht entspricht.
Reformbewegung im Bereich der evangelischen Kirchen, die in Deutschland etwa seit 1660 aufkam. Ihre bekanntesten Vertreter sind Philip Jakob Spener (1635-1705), August Hermann Francke (1663-1727) und Nikolaus Ludwig Zinzendorf (1700-1760).
Ein beruhmter Briefroman war "Geschichte des Frauleins von Sternheim" von Sophie La Roche, inhaltlich und formal von Richardsons "Pamela" beeinflusst. Ebenso bekannt ist "Siegwart. Eine Klostergeschichte" von Johann Martin Miller. Es erzahlt eine unerfullte Liebesgeschichte zwischen eiem Monch und einer Nonne.
Es gab im???? mehrere, voneinander stark abweichende Strömungen. Die an Martin Luther orientierte Richtung fand in der Programmschrift «Pia desideria, oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche» von Philipp Jakob Spener ihre ideologische Grundlage. Auch Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde, der bekanntesten ???? Gemeinde, gehörte dieser Richtung an. Der reformierte ???? wurde vor allem von Gerhard Tersteegen repräsentiert.
Die Einflüsse der ???? Ideen und Institutionen waren äußerst vielfältig. Sie reichten von der bürgerlichen Gefühlskultur über Pädagogik und Literatur bis hin zu den geistigen Strömungen, die in der Aufklärung die Emanzipation des Bürgertums gefördert haben.

Rokoko, Pietismus, Empfindsamkeit

Charakteristik der Stromungen